Mitteilungen 10-11/2010, Seite 292, Nr. 170

Schulen im ländlichen Raum - Zukunft im ländlichen Raum

Am 28. Oktober 2010 veranstaltete das FORUM ländlicher Raum – Netzwerk Brandenburg in der Gemeinde Seddiner See eine Fachtagung unter dem Titel „Schulen im ländlichen Raum – Zukunft im ländlichen Raum“, an der ca. 80 Vertreter aus dem Bereich der Städte, Gemeinden und Ämter teilnahmen.

Diskutiert wurden auf der Grundlage von Bevölkerungsprognosen die Entwicklungsperspektiven von Schulen im ländlichen Raum und entsprechende Handlungsempfehlungen für die Gestaltung der künftigen Schullandschaft. Als Referenten waren Vertreter der staatlichen Schulämter, der Gewerkschaft für Erziehung, Wissenschaft des Landes Brandenburg, des Landesschülerrates, des Landeselternrates und des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg vertreten. Das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport war aus Termingründen an einer Teilnahme verhindert.

Auf der Grundlage der Bevölkerungsprognose des Amtes für Statistik Berlin-Brandenburg 2008 hat das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport im Sommer dieses Jahres nachfolgende Modellrechung für die landesweite Entwicklung der Einschülerzahlen vorgelegt:

- zur Grafik -  

Ab dem Schuljahr 2016/2017 wird die Zahl der Einschulungen landesweit langsam, aber dauerhaft sinken. Damit unterscheidet sich die 2. Welle des Einbruchs der Schülerzahlen infolge des demografischen Echos erheblich von der 1. Welle des Einbruchs, die Mitte der 1990er Jahre einsetzte. Dieser Einbruch war abrupt und vorübergehend, sodass Übergangsstrukturen ausreichend waren. Der nun bevorstehende 2. Einbruch der Schülerzahlen erfordert dauerhafte Anpassungsstrategien. Die bisher niedrigsten Werte der Schuljahre 1999/2000 bis 2001/02 werden im Schuljahr 2027/28 erreicht und danach unterschritten.

Der Städte- und Gemeindebund Brandenburg hat sich auf der Tagung dafür ausgesprochen, in einem gemeinsamen Dialog mit der Landesregierung und den relevanten Akteuren frühzeitig Anpassungsstrategien zu erarbeiten, die auch flexible Organisationsmodelle (z.B. Filialschulen, Schulverbünde, E-Learning), eine pragmatisch geführte Schulstrukturdebatte (längeres gemeinsames Lernen) und eine ehrliche und transparente Debatte darüber benötigen, was Gesellschaft und Landespolitik homogene Bildungschancen im ländlichen Raum zur Sicherung des Rechts auf Bildung gemäß Art. 29 Landesverfassung wert sind. Erfolgreich praktizierte Modelle, wie z.B. ein Filialschulbetrieb (z.B. im Amt Ziesar), die interkommunale Zusammenarbeit in Schulverbünden gemäß § 101 Abs. 1 BbgSchulG (derzeit 3 im Land Brandenburg) sowie die Kleinen Grundschulen bieten gute Lösungsansätze zur Sicherstellung wohnortnaher Beschulung in den ländlichen Räumen. Darüber hinaus wird in besonders strukturschwachen Regionen eine neuerliche Absenkung der Mindestfrequenzen für die Einrichtung von Klassen in den Verwaltungsvorschriften Unterrichtsorganisation unumgänglich sein. Es werden auch Überlegungen zu forcieren sein, wonach Lehrkräfte regulär an mehreren Schulen eingesetzt werden. Der Städte- und Gemeindebund Brandenburg setzt sich auch künftig dafür ein, dass eine Grundversorgung in der Fläche des Landes durch öffentliche Schulen sicherzustellen ist.

Der Veranstalter erarbeitet gegenwärtig eine Tagungsdokumentation, die auch interessante Praxisbeispiele von Schulen im ländlichen Raum sowie der Arbeit des Netzwerkes der Kleinen Grundschulen enthalten wird.

Bianka Petereit, Referatsleiterin

Az: 200-02

download der Präsentation des Städte- und Gemeindebundes Brandenburg