Mitteilungen 06/2016, Seite 247, Nr. 105

Kommunale Museen im Land Brandenburg heute

Der Museumsverband des Landes Brandenburg hat ein Grundsatzpapier „Kommunale Museen im Land Brandenburg heute“ erarbeitet und auf seiner Jahresversammlung am 24./25. April 2016 in Finsterwalde veröffentlicht. Das Papier wird nachfolgend wiedergegeben:

„Im Land Brandenburg existiert eine vielfältige Museumslandschaft. Die meisten der rund 370 brandenburgischen Museen werden rein ehrenamtlich geführt. Für die hauptamtlich betriebenen Museen übernehmen neben privaten Trägern die Städte, Gemeinden und Kreise in hohem Maß Verantwortung: Etwa zwei Drittel der hauptamtlich betriebenen brandenburgischen Museen befinden sich in kommunaler Trägerschaft. Es existieren unterschiedliche Trägerschaftsmodelle, u. a. Eigenbetriebe, gemeinnützige GmbHs, Zweckverbände. Meist sind kommunale Museen jedoch unselbstständige Einrichtungen der Kommunalverwaltungen. Die Definition des Handlungsspielraums hauptamtlich geführter kommunaler Museen ist unverzichtbar, um ihre Potenziale für die Gesellschaft zu erschließen.

Museen bewahren und vermitteln das Kultur- und Naturerbe der Menschheit. Sie arbeiten nicht gewinnorientiert, sondern informieren und bilden, bieten Erlebnisse und fördern Aufgeschlossenheit, Toleranz und gesellschaftlichen Austausch. Sie sind der Beachtung und Verbreitung der Menschenrechte – insbesondere des Rechts auf Bildung und Erziehung – sowie der daraus abzuleitenden gesellschaftlichen Werte verpflichtet. Dabei beschränken sie sich nicht auf die Rückschau, sondern begreifen die Auseinandersetzung mit der Geschichte als Herausforderung für die Gegenwart und die Zukunft. Museen sind öffentliche Institutionen, die ein nachhaltiges Angebot für die Bürgerinnen und Bürger bieten. Hierzu müssen den Museen dauerhaft ausreichende Mittel zur Verfügung stehen.

Der Museumsbegriff ist in Deutschland nicht geschützt, Auftrag und Aufgaben sind nicht gesetzlich verankert. Grundsätzliche Orientierung für die Museumsarbeit geben die vom Internationalen Museumsrat ICOM verfassten und weltweit anerkannten ethischen Richtlinien (ICOM Code of Ethics for Museums; DMB Standards für Museen).

Die Ansprüche der Öffentlichkeit an die Museen sind in den letzten Jahren gestiegen. Neue Besucherangebote sollen entwickelt, hohe inhaltliche und ästhetische Ansprüche erfüllt werden. Die Museen sollen sich immer wieder neu erfinden. Der brandenburgische Museumsverband formuliert deshalb in diesem Papier aktuelle Anforderungen an die Arbeit hauptamtlich geführter Museen und definiert Rahmenbedingungen der Museumsarbeit.

Aufgaben der Museen
Museen haben spezifische Aufgaben: Sammeln, Bewahren, Forschen/Dokumentieren, Ausstellen/Vermitteln. Sie sind regelmäßig zu festgelegten Zeiten, mindestens an hundert Tagen im Jahr geöffnet.

Sammeln: Die Sammlungen sind das Rückgrat der Museen. Museen sammeln materielle und immaterielle Zeugnisse der Natur und Kultur, um sie für die Nachwelt zu bewahren und zu erschließen. Die Museumssammlung besteht vorwiegend aus zielgerichtet gesammelten originalen Objekten, die sich im Eigentum des Museums bzw. des Trägers befinden. Sie beruht auf einem Sammlungskonzept, das den Zweck, das Ziel, die Bestandsgruppen und Schwerpunkte sowie die Perspektiven der Weiterentwicklung definiert und kontinuierlich zu aktualisieren ist. Die Museumssammlung öffentlicher Träger ist der wirtschaftlichen Verwertung entzogen und steht unter Kulturgutschutz. Abgabe von Sammlungsgut kann nur nach den Regeln des DMB/ICOM
Deutschland vorgenommen werden.

Bewahren: Das Museum hat den Auftrag, Zeugnisse der Vergangenheit und der Gegenwart dauerhaft zu erhalten und für die Zukunft zu sichern. Das erfordert besondere Vorkehrungen und spezifische Kenntnisse über entsprechende bauliche Vorkehrungen, Sicherheit, Klima, Materialeigenschaften, Schadensbefund und Schadensprozesse, Handhabung der Objekte, sachgerechte Lagerung und Transporte, Konservierungs- und
Restaurierungsverfahren sowie Notfallplanung.

Forschen und Dokumentieren: Die wissenschaftliche Erschließung der Sammlungsbestände ist eine Kernaufgabe des Museums. Dazu gehört auch die Rekonstruktion der Objektbiografie (Provenienzforschung). Selbstständiges Forschen dient der Bildungsarbeit des Museums. Grundlage ist die Inventarisierung im Inventarbuch. Eine schnelle Zugänglichkeit wird durch zusätzliche digitale Inventarisierung erreicht. Zur Unterstützung der Forschung unterhält das Museum eine Arbeitsbibliothek und ein Hausarchiv. Die Forschung des Museums mündet u.a. in Publikationen.
Ausstellen und Vermitteln: Das Museum erfüllt als Ort lebenslangen Lernens einen Bildungsauftrag. Es strebt an, alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zur aktiven Teilhabe an Kultur zu ermutigen. Es hält ein Angebot barrierefreier kultureller Bildungsmöglichkeiten bereit. Die Dauerausstellung vermittelt auf der Basis der Museumssammlung die zentralen Themen und Schwerpunkte des Museums. Wechselausstellungen bieten weitere Themen an – mit Objekten aus der eigenen Sammlung, mit Leihgaben oder als Wanderausstellung aus anderen Museen. Die Inhalte der Ausstellungen werden u.a. in Ausstellungskatalogen vertieft und stetig aktualisiert.

Rahmenbedingungen der Museumsarbeit

Museen haben eine dauerhafte institutionelle und finanzielle Basis!
Die rechtliche Absicherung der Trägerschaft gewährleistet die Kontinuität des Museums und seiner Arbeit. Darüber hinaus stellt er ein geeignetes und langfristig verfügbares Museumsgebäude zur Verfügung, Mittel für die Erhaltung und Erschließung des Sammlungsbestandes, für Ausstellungen, die ständig aktualisiert werden, für Vermittlungsangebote und für regelmäßige Öffnungszeiten. Der Träger gewährleistet insgesamt eine Finanzierung, die den dauerhaften Betrieb des Museums ermöglicht. Das wirtschaftliche Handeln des Museums zielt darauf, den Zweck und den Auftrag des Museums zu erfüllen. Die erwirtschafteten Mittel sollen ausschließlich dafür verwendet werden.

Museen haben kompetente Leiterinnen/Leiter und Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter!
Die Museumsleitung ist für die fachliche Museumsarbeit verantwortlich. Sie vertritt das Museum nach innen und außen, auch mit wissenschaftlichen Vorträgen und Ausrichtung von bzw. Teilnahme an Tagungen und Konferenzen. Zu den Kernkompetenzen der Museumsleitung gehören wissenschaftliche Expertise und strategische Planung, aber auch Kenntnisse über museumsspezifisches Gebäudemanagement (Klima, Sicherheit), Wirtschaftsplanung und Controlling, Personalführung und Kommunikation mit der Öffentlichkeit. Im Auftrag des Trägers plant und verwaltet sie die operative Mittelverwendung für die Museumsarbeit. Der Umfang des Museumspersonals ist abhängig von der Größe des Museums. Ziel ist es, ein Kernteam fest angestellter Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bilden, das ggf. durch freie Kräfte und Auszubildende ergänzt wird. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter muss dem Aufgabenumfang des Museums entsprechen. Die Arbeitszeiten entsprechen dem Aufgabenprofil des Museums (z. B. Abendveranstaltungen). Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen für die Museumsarbeit qualifiziert sein. Sie arbeiten auf der Grundlage einer klaren Aufgabenbeschreibung. Ihnen wird die Möglichkeit eingeräumt, sich durch Fortbildungen weiter zu qualifizieren. Das Museum beteiligt sich nach seinen Möglichkeiten an der Aus- und Weiterbildung von Nachwuchskräften. Das Museumspersonal muss seiner Qualifikation und Aufgabe entsprechend bezahlt werden.

Museen arbeiten auf der Basis einer Museumskonzeption!
Die Museumskonzeption bestimmt die Position des Museums in seinem unmittelbaren gesellschaftlichen Umfeld. Sie beschreibt das Profil des Museums, spezifiziert seine Aufgaben und gibt Orientierung für
kurz-, mittel und langfristige Entwicklungslinien und Planungen und Handlungsschritte. Sie ist Bestandteil kommunaler Kulturentwicklungskonzeptionen. Die Museumskonzeption wird von der Museumsleitung im Auftrag der kommunalen Verwaltung verfasst und fortgeschrieben und von den kommunalen Gremien verabschiedet. Sie bietet der Museumsarbeit den Rahmen, innerhalb dessen sich der Handlungsspielraum für die Museumsleitung öffnet.

Museen stehen in der Öffentlichkeit!
Museen tragen wesentlich zur öffentlichen Wahrnehmung des Trägers bei. Dafür müssen sie in der Öffentlichkeit sichtbar sein. Sie brauchen eine deutliche Ausschilderung, ein eigenes Corporate Design, eigene Briefköpfe und eine eigene Internetseite. Sie unterhalten aktiv Kontakte zu den Medien. Auch die Veröffentlichung von Teilen ihrer Sammlungsbestände in Internetportalen gehört zur Öffentlichkeitsarbeit. Die Museen streben an, alle Altersgruppen und Gesellschaftsschichten zu erreichen und zur aktiven Mitwirkung an der Kultur zu ermutigen.

(Quelle: Museumsverband des Landes Brandenburg e.V.)

Az: 301-01         

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