Mitteilungen 02-03/2016, Seite 90, Nr. 48

Empfehlungen der 12. Landessportkonferenz am 11. Dezember 2015 zum Thema 25 Jahre Sportentwicklung im Land Brandenburg

Sportentwicklung und Sportförderung
Mit einem Zuwachs von 257.483 auf aktuell 327.544 Mitgliedern in den Sportvereinen des Landessportbundes Brandenburg ist in den letzten 25 Jahren die Beteiligung am organisierten Vereinssport auf 13,4 % der Bevölkerung Brandenburgs angestiegen.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Um das im Strategiepapier „Sportland Brandenburg 2020“ gesetzte Ziel, in allen Altersklassen zunächst den durchschnittlichen Organisationsgrad der neuen Bundesländer zu erreichen, sind die Prioritäten bei der Sportförderung durch das Land Brandenburg künftig so zu gestalten, dass Sportvereine neben den klassischen und bewährten Angebotsformen des Wettkampfsports ihre Angebote stärker auf entwicklungsdefizitäre Zielgruppen und Sportbereiche ausrichten. Die Sportpolitik  sollte diesen Weg von einer angebotsorientierten zu einer nachfrageorientierten Sportlandschaft als Gemeinschaftsaufgabe gemeinsam weiter beschreiten.

Familiensport im Verein ermöglicht neben der Sozialisation auch Integration in die Gesellschaft. Familienmitgliedschaften sollen verstärkt ermöglicht werden. Die Vereine sind als Mehrgenerationentreffpunkte attraktive Orte der Begegnung und des Miteinanders. Daher wird neben der reinen Bewegung die Bedeutung des Sportvereins für das Aufrechterhalten sozialer Kontakte immer wichtiger. Aufgrund der zunehmenden Auswirkung der demografischen Entwicklung und eventuellen  kreisstrukturellen Veränderungen sind Vereinskooperationen zu stärken und Vereinsfusionen zu prüfen.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Die bestehenden Strukturen des organisierten Sports weiter zu stärken, damit die Professionalität  bei strategischen Vereinsentscheidungen zunimmt.

Seit über zwei Jahrzehnten hat sich das Landesprogramm zur Kooperation zwischen Sportvereinen und Schulen mit jährlich 9.000 bis 11.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bewährt. Ca. 50.000 Schülerinnen und Schüler fanden dabei den Weg zum regelmäßigen Vereinssport.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Künftig sollten diese Kooperationsmaßnahmen ausgeweitet und mit den Anforderungen des Ausbaus von Ganztagsangeboten an Schulen synchronisiert werden. Dieser Prozess setzt einen intensiven Dialog zur Abstimmung zwischen Sportvereinen und Schulen, aber auch Schulämtern, Kommunen und der Elternschaft voraus. Bei der Entwicklung und Fortschreibung von attraktiven Ganztagsangeboten sollte Sport und Bewegung Priorität eingeräumt werden.

Bereits Mitte der 90iger Jahre wurden Sportvereine aus Landesmitteln gefördert, die Kinder aus der Zentralen Aufnahmestelle in Eisenhüttenstadt sportlich betreuten. 20 Jahre danach haben die Flüchtlingsströme eine Dimension erreicht, die auch den organisierten Sport vor neue Herausforderungen stellt.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Sportvereine sind in besonderer Weise geeignet, Berührungsängste bzw. Vorurteile und Ressentiments zwischen verschiedenen Kulturen abzubauen. Sie leisten mit ihren niedrigschwelligen Angeboten einen unverzichtbaren Beitrag zur Integration und sind damit ein einflussreicher Partner bei der Entwicklung einer unvoreingenommenen Willkommenskultur in unserem Land. Daher sind Sportvereine, die sich den damit verbundenen Herausforderungen stellen,  in ihrem Engagement nachhaltig  zu unterstützen.

Schulsport
Der Sportunterricht an Schulen ist das wirksamste Mittel, um allen Kindern und Jugendlichen die Fertigkeiten, Einstellungen, Werte und das Wissen und Verständnis für eine lebenslange gesellschaftliche Teilhabe am Sport zu vermitteln. Die Rahmenbedingungen für den Schulsport im Land Brandenburg sind positiv. So wird der Sportunterricht in den Jahrgangsstufen 1 bis 13 der allgemeinbildenden Schulen mindestens im Umfang von 3 Wochenstunden erteilt. Er basiert auf zeitgemäßen und zukunftsfähigen pädagogischen Grundlagen, die aktuell überarbeitet wurden. Die Schulträger leisten einen hohen Beitrag zur Sicherstellung der räumlichen und materiellen Voraussetzungen eines qualitativ guten Schulsports. Der außerunterrichtliche Schulsport und die Zusammenarbeit von Schulen und Sportvereinen sind gut entwickelt. Sportlich besonders begabte Schülerinnen und Schüler werden im Schule-Leistungssport-Verbundsystem in ihrer Persönlichkeitsentwicklung umfassend gefördert.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Um die Qualität und Effizienz des Schulsports zu verbessern, wird vorgeschlagen, die Kooperation von Schule und Sportverein weiter zu entwickeln, insbesondere bei Ganztagsangeboten, um die Empfehlungen der WHO zur täglichen Bewegungszeit umzusetzen und Schülerinnen und Schüler in ihrer individuellen Entwicklung differenzierter zu fördern.

Sport und Gesundheit
Regelmäßige körperliche Aktivität trägt wesentlich zur Erhaltung der Gesundheit und der Lebensqualität bei. Der Erfolg des Sports in Brandenburg wird künftig stärker daran gemessen, in welchem Ausmaß es gelingt, einen höheren Prozentsatz der Bevölkerung Brandenburgs zu regelmäßiger körperlicher Aktivität zu bringen.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
verstärkt darauf hinzuwirken, dass mehr Sportvereine gesundheitsbezogene Bewegungsangebote machen, um mehr Menschen zu erreichen. Hierbei sollen verstärkt Qualitätsanforderungen beachtet werden (z.B. Qualitätssiegel SPORT PRO GESUNDHEIT). Die interdisziplinäre Vernetzung mit Kommunen, Gesundheitskostenträgern und anderen Akteuren sowie mit bereits existenten Programmen wie z.B. den Bündnissen „Gesund Aufwachsen“ und „Gesund Älter werden“ ist zu stärken.

Behindertensport
Der Behindertensport ist ein fester Bestandteil der Brandenburger Sportlandschaft. Als eigenständiger Teilbereich des Sports, hat er sich insbesondere seit Unterzeichnung  der UN-Behindertenrechtskonvention 2007 in Deutschland, auch in Brandenburg qualitativ entwickelt. Die Gleichberechtigung von Sportlerinnen und Sportlern mit und ohne Behinderung ist ein Grundgedanke des gemeinsamen Sporttreibens, der Inklusion.

Zugang für Alle zu den bestehenden Sportangeboten ist eine entscheidende Voraussetzung für die Umsetzung des Inklusionsgedankens.
Während 1993 nur 51 Sportvereine, die im Behinderten-Sportverband Brandenburg aktiv waren, sind es heute 164.

Der paralympische Sport, als leistungsorientierter Teil des Behindertensports, hat sich kontinuierlich entwickelt und ist heute fester Bestandteil des Schule-Leistungssport-Verbundsystems mit all seinen Fördermöglichkeiten für sportliche Talente. Brandenburger Sportlerinnen und Sportler mit Behinderung erringen insbesondere in den Sportarten Leichtathletik, Schwimmen und Radsport regelmäßig internationale Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie paralympischen Spielen.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
- die Entwicklung des paralympischen Sports im Land Brandenburg, insbesondere am Standort Cottbus, zu stärken und ihn als ein wichtiges Zentrum des paralympischen Spitzensports auszubauen. Dazu gehört auch die behindertengerechte bauliche Umgestaltung  der vorhandenen Sportstätten.

- vielfältige sportliche Angebote für Sportlerinnen und Sportler mit und ohne Behinderung vor zu halten, als Voraussetzung für eine aktive Teilhabe Aller am sportlichen Leben.

Spitzen- und Nachwuchsleistungssport
Eine Vielzahl Brandenburger Sportlerinnen und Sportler waren in den vergangenen 25 Jahren bei internationalen Wettkampfhöhepunkten, z.B. Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen leistungsstark präsent. Durch die Landesregierung Brandenburg wurden in dieser Zeit vielfältige Grundlagen und Voraussetzungen für die Entwicklung des Spitzen- und Nachwuchsleistungssports im Land Brandenburg geschaffen, die zugleich die Basis für die zukünftige Entwicklung im leistungsorientierten Kinder- und Jugendsport bilden. Olympiastützpunkt, Eliteschulen des Sports, Sportfördergruppen der Polizei und Feuerwehr, Profilquote für studierende Sportler etc. sind Bestandteile eines funktionierenden und leistungsfähigen Fördersystems, das insbesondere auch durch die Städte - durch die Bereitstellung leistungssportadäquater Sport- und Trainingsstätten - getragen wird.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
- die Stärkung der Förderung des Spitzen- und Nachwuchsleistungssports im Land Brandenburg entsprechend der vom Deutschen Olympischen Sportbund und den Spitzenverbänden festgelegten bundesweiten Schwerpunktsetzung weiter fortzusetzen und vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung die Talentsuche/ Talentsichtung zu intensivieren und insbesondere die qualitative Weiterentwicklung der sportbetonten Grundschulen zu begleiten.

- die Finanzierung der Träger der Sportschulen und Wohnheime vor dem Hintergrund des hohen Anteils auswärtiger Schüler zukunftsfest zu gestalten und zu verbessern.

Sportstättenentwicklung und Sportstättenbau
Die Landessportkonferenz hat sich mehrfach, zuletzt im Jahr 2011, den Fragen der Sportentwicklungsplanung gewidmet. Die Sportentwicklungsplanung ist für die Städte und Gemeinden das wichtigste Instrument zur bedarfsgerechten, nachhaltigen und effizienten Sicherung einer attraktiven Sportinfrastruktur. Sportentwicklungsplanung ist dabei fester Bestandteil einer integrierten Stadtplanung über alle Bereiche der kommunalen Daseinsvorsorge. 

Die bauliche Situation der Sportstätten in Brandenburg war u.a. Thema der Landessportkonferenzen in den Jahren 2007 und 2011. Ein Rückblick auf die Entwicklung des Bauzustandes (d.h. der Qualität) der Sportstätten in Brandenburg zeigt eine deutlich positive Entwicklung.
Die Bauzustände der Sporthallen mit der besten Bauzustandsstufe (1=keine bzw. unbedeutende Mängel) haben sich von 12,4 % in 1993 über 27,3 % in 2000  auf 48,3 % in 2011 verbessert. Bei den Hallenbädern ging die Veränderung von 8,0 %  über 38,3 % bis zu 63,8 % in 2011 ebenfalls bezogen auf die Bauzustandsstufe 1 (Quelle: s.u.).

Bzgl. der Standorte der Sportstätten d.h. der Sportstättenverteilung ist auf die unterschiedlich wirkende demografische Entwicklung im ländlichen Raum und in Verdichtungsräumen zu reagieren. Insbesondere in Verdichtungsräumen ist Neubaubedarf zu unterstützen.

Der Anteil der Vereinssportanlagen stieg von 3 % in 1993 über 24 % in 2000 bis heute (2011) ca. 30 % an. Auch dort besteht erheblicher Sanierungs- und Modernisierungsbedarf. Sportstätten müssen zukünftig flexibel nutzbar, infrastrukturell gut angebunden und für alle Altersstufen gleichermaßen geeignet und ausgestattet sein.

Die Landessportkonferenz empfiehlt:
Kommunen und Land weiterhin die notwendigen Investitionsmaßnahmen für den Sportstättenbau beizubehalten und verstärkt nach ergänzenden Fördermöglichkeiten zu suchen. Zusätzlich wird für erforderlich gehalten, den Sport in übergeordneten bzw. interdisziplinären Programmen unter Hinweis auf seine soziale und integrative Bedeutung in angemessenem Maße zum Zuge kommen zu lassen. Die Unterstützung muss dabei unabhängig vom Trägermodell alle Sportstätten und –anlagen erreichen. Insofern wird auf Punkt 2 der Empfehlungen der 7. LSK verwiesen.

Bianka Petereit, Referatsleiterin

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