MITTEILUNGEN 08/2007, Seite 229, Nr. 141

Wanderungsanalyse 1991 bis 2004 für das Land Brandenburg und Regionale Wachstumskerne mit demographischer Typisierung veröffentlicht


Als Grundlagenmaterial zur Demographie hat das Landesamt für Bauen und Verkehr, Dezernat Raumbeobachtung, jetzt eine Wanderungsanalyse 1991 bis 2004 für das Land Brandenburg und Regionale Wachstumskerne veröffentlicht. Der Bericht enthält eine umfangreiche Analyse amtlicher Wanderungsverflechtungsstatistiken. In dem Bericht werden Wanderungsprozesse der Jahre 1991 bis 2004 untersucht. Zudem wird eine demographische Typisierung der Ämter und amtsfreien Gemeinden vorgenommen.

Bei einem Außenwanderungsvolumen von nahezu 2 Millionen Menschen sind im Land Brandenburg von 1991 bis 2004 rund 142.000 mehr Menschen über die Landesgrenzen zu- als fortgezogen. Wanderungsgewinne traten verstärkt in den Jahren 1994 bis 1999 auf, während seit 2001 die Bilanz nahezu ausgeglichen war. Eine besondere Rolle im Wanderungsgeschehen kommt Berlin zu. Ohne die Gewinne von 185.000 Personen gegenüber der Bundeshauptstadt würde Brandenburgs Wanderungs- und Bevölkerungsbilanz der der anderen neuen Bundesländer ähneln.
Wanderungsgewinne des Landes Brandenburg beschränkten sich auf das Berliner Umland und werden primär auf eine Wohnsuburbanisierung zurückgeführt. Hier ist die Bevölkerung wanderungsbedingt um circa 244.000 Personen angewachsen. Davon kamen 82% aus Berlin. Demgegenüber verlor der äußere Entwicklungsraum 102.000 Personen, darunter 16.000 gegenüber Berlin. Die Verluste gegenüber den alten Bundesländern waren für den äußeren Entwicklungsraum der dominierende Faktor. Das Land Brandenburg hatte in den Jahren 1991 bis 2004 ein Geburtendefizit von knapp 158.000 Personen. Dieses wurde durch Wanderungsgewinne nahezu komplett kompensiert. Die Bevölkerung nahm insgesamt nur um 0,8% gegenüber 1990 ab. Ab dem Jahr 2001 wird die Bevölkerungsbilanz wieder durch die negative natürliche Entwicklung geprägt.

In der Untersuchung werden die Veränderungen der Bevölkerungsstruktur auch für die amtsfreien Gemeinden und Ämter aufgezeigt. Sie ist daher nicht nur für Regionale Wachstumskerne von Interesse.

Insbesondere ist darauf hinzuweisen, dass in der Untersuchung eine demographische Typisierung auf Basis von 10 gleich gewichteten Indikatoren zu Bevölkerungsstruktur und -Dynamik für alle amtsfreien Gemeinden und Ämter des Landes Brandenburg vorgenommen wurden (vergleiche Karte 12). Dabei wird zum einen auf die Entwicklung der Bevölkerungsstruktur und auf die Bevölkerungsdynamik abgestellt. Am günstigsten werden dabei die Kommunen im Bereich des bisherigen engeren Verflechtungsraumes eingeordnet. Aber auch im äußeren Entwicklungsraum befinden sich Gemeinden mit einer günstigen Bevölkerungsstruktur und hoher Bevölkerungsdynamik. Dies sind insbesondere Orte, die an Oberzentren angrenzen.

Die Untersuchung kommt bei der Formulierung von Anforderungen an Wirtschaft und Politik zum Ergebnis, Wirtschaft und Politik sollten ihre Bemühungen noch stärker auf die Minimierung der Abwanderung der jungen Generation richten. Erstens verursachten Ausbildungs- und Arbeitsplatzwanderer inzwischen das Gros der Wanderungsverluste. Zweitens sei diese Gruppe von besonderer Bedeutung für die Weiterentwicklung von innovativen und Humankapitalintensiven Branchen und Unternehmen. Drittens seien junge Erwerbstätige auch entscheidend für die demographische Zukunftsfähigkeit der Regionen. Es dürfte wesentlich leichter und kostengünstiger sein, die angestammte Bevölkerung zu halten, als potentielle Rückkehrer oder Zuwanderer aus anderen Bundesländern zu gewinnen und durch höhere Zuzugsraten die Schere der Wanderungsbilanz zu schließen.

Zur Fachkräftesicherung und Erhöhung des Humankapitals seien insbesondere Maßnahmen erforderlich, die auf die Handlungsfelder Arbeitsmarkt, schulische und berufliche Qualifizierung, Weiterbildung und Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von älteren Erwerbsfähigen zielten.

Erwartungen, dass die Zuwanderung von Menschen im höheren Alter aus anderen Bundesländern einen wirkungsvollen Beitrag zur Verringerung der Bevölkerungsverluste im äußeren Raum und zur Belebung der lokalen Wirtschaft leisten könnten, entbehrten für das Land Brandenburg einer empirisch gesicherten Grundlage.

Wegen weiterer Einzelheiten wird auf die Untersuchung verwiesen. Sie ist im Internet unter www.lbv.brandenburg.de/623.htm aufrufbar.



Az: 602-02

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